Musik von hier 9/2024: Diese 10 Acts erleuchten dich

Viel Dunkelheit braucht zwingend auch viele helle Momente - holt euch Unterstützung in Form von frischer Musik aus NRW. Foto: Adobe Stock
Teilen
Teilen

Lange Nächte schlagen aufs Gemüt. Doch bevor es in eingen Wochen mit den ganzen schönen Wintermärkten losgeht, machen wir euch mit Musik das Leben hell: 10 Acts aus NRW, die gerade hörenswerte Alben und EPs gedroppt haben oder in den Startlöchern stehen. Wir sind von der Szene des Bundeslandes immer wieder geflasht – wer ist wohl eure neuste Entdeckung?

Inhaltsverzeichnis [verbergen]

Railroad Dikers – Rise

Die vierköpfige Band Railroad Dikers aus Essen nennt die 90s „das letzte goldene Jahrzehnt der Rockmusik“. Und bestimmt ist da auch gut was dran. Auf ihrem neuen Album „Rise“ huldigt das Quartett, das seit 30 Jahren besteht, deswegen nur den ganz Großen: Alice in Chains, Creed, U2. Classics, bei denen das Herz anfängt zu bluten, aber auch höher zu schlagen. Die kratzige Stimme von Frontmann Christian klingt in den neun Songs, die eben so wie damals fast alle fünf Minuten dauern, richtig schön dirty, die Gitarre zelebriert sich Südstaaten-Rock-artig selbst und die Drums dürfen auch mal etwas lauter knallen. Das ist melodisch, aber nicht zu kitschig, straight nach vorn, aber dennoch angenehm hörbar. Im starken Abschlusssong „Hate It When You G0“ blitzen Alter Bridge durch, „The Ghost in Me“ hat was von Bon Jovi, als man sich für die noch nicht schämen musste. Guter Retro-Alternative-Rock! Bereits veröffentlicht

Skuth – Vielleicht

Berq ist aktuell einer der absoluten Überflieger Deutschlands. Das sind verdammt gute Karten für den Kölner Newcomer Skuth, der nun seine erste EP droppt, die Berq-, aber auch AnnenMayKantereit-Fans unbedingt auschecken sollten. 7 Tracks, wovon kein einziger enttäuscht, dafür mehrere enorm positiv überraschen. Die markante Whisky-Stimme des 27-jährigen passt hervorragend zu den oft bedeutungsschwangeren, fragilen Lyrics, die vertraute Altersbeobachtungen in angenehme Rhythmen und Hooks einbauen. Die Songs sind ziemlich unterschiedlich, sodass für ein Debüt bereits eine ordentliche Vielseitigkeit erkennbar ist. Das mit Streichern und Schlagwerk angereicherte „Ändert nichts“ ist nicht weniger als ein perfekter Opener, das traurige und berühende „Emilia“ ein genauso bombiger Closer. Alles, was dazwischen passiert, entdeckt ihr besser selbst. Das geht 2025 safe durch die Decke. Bereits veröffentlicht

Bazzazian – 100Angst

Als Timbaland in den 2000ern unzählige Veröffentlichungen rausgebracht hat, war er selbst eher selten am Mikro. Stattdessen war aber seine Arbeit als Produzent dermaßen einflussreich, dass sein Name in der Musik auch ohne seine Stimme funktionierte. Bazzazian, 45 Jahre jung und aus Köln, hat Songs für Haftbefehl, Kontra K, Gentleman, Samy Deluxe, Azad and many more gemischt. Erstmalig tritt er nun aber nicht mehr in zweiter Reihe, sondern ganz bewusst in der ersten auf. Stattdessen sind die, die die Lyrics übermitteln, die Features. Sein Debütalbum „100Angst“ ist eine Sammlung mit insgesamt 14 Tracks, unter denen sich wirklich unzählige Artists der deutschen Rap-Szene tümmeln, die alle in den letzten Jahren stark performt haben. Beispiele? Ok, Luft holen: Trettmann, Blumengarten, Haiyti, Souly, Tarek K.I.Z, Symba, Miss Platnum, Schmyt, OG Keemo, Brutalismus 3000, …! Eine wirklich stimmige Veröffentlichung, denn hier verderben viele Köch:innen nicht den Brei. Zwischen emotionalen Tracks wie „Lass los“ oder „Ohnmacht“, stechen auch Trap-Granaten wie „Fleisch & Geld“ hervor. Geil. VÖ: 18.10.

Salomea – Good Life

Auf ihrem dritten Album beschäftigt sich Salomea aus Köln mit vielen intimen Themen. Erinnerungen an die Kindheit, eigene Werte, vertonte Tagebucheinträge. Dementsprechend introvertiert ist auch die Stimmung auf „Good Life“, das erst beim genaueren Hinhören gar nicht mehr so zurückhaltend klingt. Sängerin und Songwriterin Rebekka Salomea und ihre Band verbinden Neo Soul mit Jazz und R’n’B, sodass man sich an Mary J. Blige oder Macy Gray erinnert fühlt. Die 17 Songs, die in knappen 33 Minuten durch die Lautsprecher fließen, passen durch ihren warmen Charakter gut zur Jahreszeit. „Karma’s A Bitch“ zeigt, dass es aber auch rougher und mit Attitüde geht, in „Twirl Up“ gibt es old schoolige Clapbeats und in „Home“ die Besinnung auf sich und seine Wurzeln. Im November gibt es Gigs in Bielefeld, Münster, Dortmund und Köln.  VÖ: 18.10.

Lyschko – Niedergang II

Fast auf dem Tag genau zwei Jahre nach dem Erstling liefert das Trio Lyschko aus Solingen den Nachfolger. „Niedergang II“ entstand quasi im direkten Übergang. Das Debütalbum war noch nicht draußen, schon bekam Produzent Klez.e eine ganze Ladung neue Songs serviert. Sängerin Lina ist auf den zwölf Songs treibende Kraft und legt lieber etwas mehr Pathos in die schwermütigen Lyrics als zu wenig. Das passt zu dem Stilmix aus Rock, Punk, Pop, New Wave und Gothic. Die düstere LP hat nachdenkliche, wie auch mal erdrückende Tracks parat. „Sag mir, was Stille heißt“, „Winter“, „Nebel“, „Regenwasser“ – Themen von draußen, die auf Zerrissenheit im Innen treffen. Gitarren klirren, Drums treiben und die Hoffnung bleibt trotz milchiger Trübung immer am Leben. Für Fans, die sich HIM auf Deutsch und mit female Vocals vorstellen können. Im November spielt die Band im Düsseldorfer zakk. VÖ: 25.10.

Destinova – Arcane

2024 scheint ein gutes Jahr für Leverkusen zu sein, denn neben dem Fußball ist man wohl auch in der Musik gerade gut motivert. Das Quartett Destinova ist mit seinem neusten Album zurück, womit der Abstand zwischen dem letzten, „Pieces“, das 2022 herauskam, und der aktuellen LP „Arcane“ vergleichsweise kurz ausfiel. Schon seit Mitte der 2000er ist die Alternative-Rockband in Action, lernte man sich damals in einem Jugendzentrum beim Jammen kennen. Die elf neuen Titel erinnern in vielen Momenten an Disturbed, wandeln stets zwischen melodisch-dramatischen Gesangsparts und wutentbrannten Shouting-Momenten hin und her, dabei wird auf Gitarren, Bässen und Drums ordentlich Gas gegeben. „Private Sky“ fühlt sich an wie old-schoolige Hits von Simple Plan oder Sum41, währenddessen „Nemesis“ direkt auf Moshpit abzielt. Rund um den Release gibt es Liveshows in Monheim, Köln und Bonn. VÖ: 25.10.

Lampe – Prima

Support für coole Acts spielen? Das können sie doch alle. Lampe drehen den Spieß nun einfach um. Auf der anstehenden Tour gibt es im Vorprogramm Das Lumpenpack, Kapelle Petra, Olli Schulz, Fortuna Ehrenfeld und Madsen. Alle jeweils bei einem Gig. Das ist doch eine Ansage. Lampe selbst, ein Bandprojekt rundum Tilman Claas, das sich aus Musiker:innen aus Essen und Berlin zusammensetzt, wird dann im Anschluss das neue Album „Prima“ vorstellen. Elf Songs haben sich darauf verirrt, die viel Hamburger Schule à la Tomte, Kettcar oder Blumfeld geatmet haben. Kleine, feine Melodien, die mit einer oftmals reduzierten Instrumentierung den teils tragischen, teils komischen, sehr oft aber Lyrics viel Raum geben, die beide Emotionen geschickt kombinieren. Bittersüße Lethargie, die leichtfüßig im Ohr kitzelt und ein Lächeln zaubert. Besonders gut gelingt das bei „Immer muss ich alles alleine machen“ und dem herrlich schrägen „Cute Aggression (Igel mit Socken)“.  VÖ: 25.10.

Mouse on Mars – Herzog Sessions

Das 1993 gegründete Ambient-Duo Mouse on Mars aus Düsseldorf und Köln hat sich zum etwas verspäteten 30. Geburtstag der Band etwas Hübsches einfallen lassen. 2007 wurden sie zu einem italienischen Filmfestival eingeladen und durften zu einem Film ihrer Wahl Musik live vor Publikum spielen. Sie entschieden sich für Werner Herzogs fiktiven Dokufilm „Fata Morgana“, der im Original Musik von Mozart, Leonard Cohen und anderen parathält. Mouse on Mars, bestehend aus den DJs Jan Stephan Werner und Andi Toma, spielen letztendlich sogar zwei Shows, ein weiterer Livegig fand in London statt. Diese experimentelle Klangreise, die damals entstand, schafft es nun erstmalig als LP an die Öffentlichkeit. Die rund 45 Minuten Musik, die aus sechs ineinander gemixten Tracks besteht, entführt die Zuhörer:innen auf eine abgefahrene, intensive Fahrt durch verspielte Traumwelten voller atmosphärischer Sounds. Dass die Titel als großes Ganzes verstanden werden sollen, zeigen auch die Namen „OERGHZ“, „OZGREH“, „ERGOHZ“, „ZEHROG“, „GOERZH“ und „RHEGOZ“. VÖ: 25.10.

Florian Paul & Die Kapelle der letzten Hoffnung – Alles wird besser!

„Alles wird gut“ war dann wohl doch eine Spur zu optimitisch. Florian Paul & Die Kapelle der letzten Hoffnung stehen für ihren Namen und machen daraus lieber ein „Alles wird besser“, denn besser geht schließlich immer. Frontmann Florian, eigentlich aus Schwelm im Pott, geht fürs Filmmusik-Studium nach München und lernt doch seine restlichen Bandmitglieder kennen. Das Erlernte wird auch auf dem dritten Studioalbum hörbar, gibt es nämlich mit einem instrumentalen Dreiteiler namens „Reverie“ einen erkennbaren roten Faden, der aus romantisch-melancholischen Streichereinsätzen besteht. Dazwischen wird es teils leichtfüßig und eingängig wie im Titeltrack, dann aber auch melancholisch-bittersüß („Wenn du willst“, „10 Jahre“). Das hat die Bilder von einem Tristan Brusch, die Tristesse von Philipp Poisel und den Klangteppich von Il Civetto. Tut gut. Live bestimmt auch: Münster und Köln werden im November bespielt. VÖ: 1.11.

Thommy – Lemme Cook For You

Viele kennen ihn bestimmt noch als Fuschimuschi, doch nun tritt Thomas Matheis aus Düsseldorf unter seinem neuen Künstlernamen Thommy auf. Der Gute hat schon so einiges hinter sich: Indie-Elektro-Pop, ein Kunststudium, einen Moderationsjob bei Viva2 und ein eigenes Hi-Fi-Geschäft. Auf seinem neusten Werk „Lemme cook for you“, auf dem es zwölf Songs zu hören gibt, wird alles etwas entspannter. Die Platte mag sich gar nicht erst entscheiden und liebäugelt mit R’n’B, Neo-Soul, Funk, Blues und Jazz. So können sich etwas mainstreamigere Zuhörer:innen an den Hooks orientieren, Instrumental-Fetischist:innen an Synthieeinsätzen und Basslines. Aufgenommen wurde das Ganze übrigens im Allgäu, dankenswerterweise wird aber nicht gejodelt, sondern eher im Ami-Style geflext. Anspieltipps? Alright, testet das Prince-like „Lose“ oder das ambitionierte „The One“. VÖ: 1.11.

Anzeige
Anzeige

Beste Events, Trends und Reportagen für die Rhein-Ruhr-Region

Inhaltsverzeichnis
Home