30 Seconds to Mars in Köln: Jared Leto hautnah

Jared Leto (r.) und sein Bruder Shannon sind seit Ende der 90er die Band 30 Seconds to Mars. Am 16.6. spielten sie in der Lanxess Arena Köln. Foto: Pressebild 2018
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So mancher Star hat einfach eine besondere Aura, wenn er einen Raum betritt. Jared Leto löst schon seit den 90ern durch seine vielen im Gedächtnis bleibenden Filmrollen Begeisterungsstürme aus. Doch mit seinem Bruder Shannon zusammen gibt es seit mittlerweile 20 Jahren Ruhm auf einem ganz anderen Level: Die Band 30 Seconds to Mars bewegt auch nach so langer Zeit immer noch große Massen an Menschen. Die „Seasons“-Tour findet am 16.6. in Köln in der Lanxess Arena ihren Abschluss in Europa – und zieht nun in die USA.

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30 Seconds to Mars in Köln: Ü50!?

Der ist schon 52? Ja, das sorgt doch für überraschtes, aber anerkennendes Kopfnicken. Jared Leto, der 2014 für seine Darstellung in „Dallas Buyers Club“ mit einem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde, erscheint wenige Sekunden vor dem Beginn des Konzertes auf der Leinwand. Man sieht, wie er und sein Bruder aus dem Bandraum backstage Richtung Bühne ziehen. Ihr Weg wird verfolgt, sie bringen das Publikum schon zum Jubeln, obwohl sie nur digital zu sehen sind. Leto entscheidet sich für ein extravagantes Outfit. Rote Sneaker, schwarze Latexhose, die zu einer Art Ledercorsage übergeht. Darunter ist sein Oberkörper frei und die Muskeln deutlich erkennbar. On top gibt es zumindest für den ersten Teil der Show ein weißes Sakko, bevor das dem Künstler nicht zuletzt dank zig Pyro- und Feuereffekten zu warm wird.

Leto hat es als einer der Wenigen geschafft, schauspielerisch wie musikalisch ernst genommen zu werden. Mit seinen Performances in „Requiem for a Dream“, „Fight Club“, „American Psycho“, „Düstere Legenden“, „Suicide Squad“ oder „Panic Room“ gehört er zu dem Cast unzähliger Kultfilme. Doch parallel zum Drehen hat er mit seinem fast zwei Jahre älteren Bruder Shannon an eigener Musik gewerkelt. Für sie hatte Musik schon immer eine ganz besondere Bedeutung. Musik hat etwas in ihnen bewegt, erzählt Jared Leto. Ähnliches möchte er mit seinen eigenen Songs auch tun.

Jared und Shannon mit einem Ritt durch 20 Jahre Bandgeschichte

Und das gelingt vorzüglich. Mit dem zweiten Album „A Beautiful Lie“ (2005) gelingt ein weltweiter Erfolg, der Nachfolger „This Is War“ (2009) kann die hohen Verkaufszahlen halten. Besonders mit „Closer To The Edge“ landet das Duo einen richtigen Hit. Erst danach wird das Interesse weniger, bleibt jedoch groß genug, um nun 2024 nach dem Release des sechsten Longplayers „It’s the End of the World, But It’s a Beautiful Day“, der vergangenen November erschien, auf sämtlichen Kontinenten Hallen zu füllen. 68 Konzerte sind geplant, allein 35 davon in Europa, los ging es Mitte März jedoch in Südamerika. Nachdem man im Mai bereits in Hamburg, Berlin, München, Wien und Zürich spielte, geht es mitten im Juni nochmal nach Hannover und zuletzt nach Köln, bevor man dann nach einem Monat Pause in Nordamerika startet.

Mit 10.000 Besucher:innen ist die Lanxess bei Weitem nicht ausverkauft, aber dennoch gut voll. Die Halle hat es Jared eindeutig angetan. Er nennt sie gar die größte Arena, in der er bisher gespielt hat. Zwei Stunden lang gibt es ab Punkt 21 Uhr 22 Songs, starke Visuals auf einem wirklich stylischen und dreieckförmigen Bildschirm, mehrere Konfettikanonen, schnelle Laser und einschüchternde, rhythmisch hochschießende Flammen. Die Setlist setzt sich aus allen fünf letzten Alben zusammen, wobei „This Is War“ mit sechs Titeln am stärksten vertreten ist. Zusätzlich gibt es mit „Stay“ eine unerwartete Coverversion eines Lieds, das viele noch von Rihanna im Ohr haben sollten.

30 Seconds to Mars: Köln und die auffälligsten Fans

Die Bühne ist vergleichsweise leer. Ein Podest für Sänger Jared, der hin und wieder auch zu Gitarren greift. Ein fettes, ebenfalls höher positioniertes Drumset für Shannon. Zuletzt noch eine Ecke für Stevie Aiello, der einige Backings singt und Bass spielt. Sein Instrument ist an einigen Stellen ohrenbetäubend, hier wird’s bei den richtigen Krachern wie „The Kill (Bury Me)“ wirklich verdammt laut. Bei dem Hit bekommt Jared sogar weitere Unterstützung, nämlich von dem Support Act Jagwar Twin, der seine 30 Minuten bereits vor dem üblichen Start um 20 Uhr überpünktlich beginnt.

Der Sound von 30 Seconds to Mars ist immer noch äußerst eigenwillig und nimmt alle paar Jahre neue Farben an. Foto: Press/Live Nation

Sind viele Stars doch eher weniger auf Kontakt aus, macht das Schauspiel-Sänger-Supertalent genau das Gegenteil. Jared erzählt viel, animiert ständig die Crowd zum Mitwinken, Mitsingen, Springen, Fäuste-in-die-Luft-schmeißen und sogar zum Klettern, nämlich auf die Schultern des Vordermanns. Außerdem gibt er allen im nur spärlich besetzten Oberrang die Möglichkeit, eine ganze Etage tiefer zu kommen. Das sei sogar mit der Security abgesprochen – sehr coole Aktion. Bei zwei Songs holt er unzählige Fans aus dem Innenraum auf die Bühne. Er sagt, er möchte, dass die Leute komplett ausrasten und richtig steil gehen. Einer nimmt das sehr wörtlich, nämlich Jan aus Meschede, der völlig wild über den Steg hüpft und sich in jenem Once-in-a-Lifetime-Moment komplett abfeiern lässt. Als Dankeschön bringt er Jared eine deutsche Vokabel bei, aber ob man mit „Du H**ensohn“ wirklich im Leben weiterkommt, wagen wir an dieser Stelle zu bezweifeln.

2 Stunden inklusive 5 Minuten Pause

30 Seconds to Mars geben sich richtig Mühe. Während eines Akustikblocks dürfen die Zuschauer:innen Wünsche reinrufen. Ein Fan ist darauf besonders gut vorbereitet und hat ein „Song Roulette“ vorbereitet – ein Plakat mit vier zugeklebten Songtiteln, wovon Jared sich einen aussuchen darf. Am Ende nimmt er alle vier und performt immerhin drei. Impro kann nicht jeder, somit ist das ein besonders hübscher Teil der Show, auch wenn man merkt, dass nicht alle Songs bis ins Detail sitzen – hier zählt auf jeden Fall der Wille und die Spontanität. Natürlich altern die Stimmbänder parallel, sodass der Frontmann mit 52 nicht mehr die Höhen hat wie mit Anfang 30. Deswegen werden „Kings & Queens“, „From Yesterday“ oder auch das fulminante Finale „Closer To The Edge“ ein paar Töne tiefer transponiert. So sitzen dann auch fast alle Töne da, wo sie sitzen sollen.

Zwischen dem eigentlichen Set und dem Zugabenblock lassen die zwei Brüder die Lanxess ganz schön schmoren. Gute fünf Minuten dauert es, bis sie zurückkehren, schießen dann aber nochmal drei Titel hinterher. 120 Minuten epischer Stadion-Alternative-Rock, der seit einigen Jahren auch mit Dubstep, Pop und Dance liebäugelt. Sollte es wirklich mal nur 30 Sekunden bis zum Mars dauern, gibt es ordentlich Auswahl, welchen Chorus der Band man dabei hören könnte.

Mehr zu 30 Seconds to Mars auf der Website, bei Facebook, Instagram, TikTok, X und Threads.

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