Bochum: Herbert Grönemeyer spielt vier Abende tief im Westen

Herbert Grönemeyer begeistert im Vonovia Ruhrstation in Bochum. Foto: Sandra Heick
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Zweimal hat Herbert Grönemeyer in Bochum „Bochum“ gespielt. Weil er diese niederschmetternden Kritiken noch im Kopf hatte, die einst schimpften: „Er hat nur einmal ‚Bochum‘ gespielt!“ Das sollte nicht wieder vorkommen. Das saß tief.

Nach neun Jahren ist Herbert Grönemeyer zurück im Ruhrstadion: An vier Tagen singt er vor insgesamt 100.000 Fans. Wir waren an Tag 1 dabei.

Herbert Grönemeyer strotzt vor Energie

Als Herbert Grönemeyer gegen 20 Uhr die Bühne betritt, stehen fast alle im Publikum. Man spürt: Sie lieben diesen Mann dort vorne, der vor Energie nur so strotzt, der grinst und ausgelassen tanzt, auch wenn er nicht der beste Tänzer ist.

1984 erschien Grönemeyers Album „4630 Bochum“, ein Longplayer, der die deutsche Musikszene prägte. Das war vor 40 Jahren. Ein Grund zum Feiern, und zwar da, wo sich der Sänger immer zu Hause fühlen wird, wie er sagt.

Das Publikum zeigte sich euphorisch. Foto: Sandra Heick

Loyalität, Zuverlässigkeit, Albernheit – Grönemeyer ist stolz auf all das, was er im Ruhrgebiet gelernt hat. Auch Dankbarkeit ist etwas, das ihn ausmacht. Er strahlt mit sich selbst um die Wette, wenn das ganze Stadion textsicher seine Hits wie „Flugzeuge im Bauch“ und „Musik nur, wenn sie laut ist“ mitschmettert.

Auch nach all den erfolgreichen Jahren nimmt er das nicht als selbstverständlich hin – denn der Weg war durchaus auch mal steinig, erinnert sich Grönemeyer gut. Nicht jeder, der im Musikbusiness etwas zu sagen hatte, wusste seine leicht vernuschelte Art zu singen zu schätzen.

Das Publikum trägt Herbert Grönemeyer

Das Publikum ist ein wichtiges Element des Konzertzaubers in Bochum. Es trägt Herbert Grönemeyer, wenn er mal den Text vergisst. Wenn er mal in den Strophen verspringt. Und er zeigt sich dankbar dafür. Drei Stunden singt er, Hit für Hit, nicht ohne die Songs des komplett gespielten Albums „4630 Bochum“ auszulassen, über deren Poesie er heute lachen muss. Selbstironie ist eine weitere große Stärke von Grönemeyer.

Und: Zu betonen, wie wichtig Menschlichkeit in Zeiten wie diesen ist, wird er nie müde. Man solle unter anderem nie vergessen, wer geholfen hat, das Ruhrgebiet nach dem Krieg wieder aufzubauen.

Drei Stunden voller Herzlichkeit

Das Publikum bekommt an diesem Abend drei Stunden voller Herzlichkeit geschenkt. Es fehlt an nichts. Nicht an Anekdoten, nicht an Tanzrhythmen, nicht an Gänsehaut-Songs wie „Mensch“, nicht an Ohrwürmern für den Heimweg. Einzig beim Sound könnte noch ein wenig nachgebessert werden.

Als im Zugaben-Block neben einer aufgefrischten „Mambo“-Version, performt gemeinsam mit der jungen Vorband Jeremias, auch das zweite Mal „Bochum“ erklingt, sieht man überall VFL-Schals und leuchtende Augen. „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt.“

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