Carsharing: Mobil auch ohne eigenes Auto

Ist Carsharing das Modell für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft? Auf jeden Fall lohnt sich für viele ein Vergleich. Foto: Erstellt mithilfe von KI
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Seid ihr überzeugte Autofahrer:innen oder gehört ihr zu den leidenschaftlichen Nutzer:innen des ÖPNV? Die Diskussionen über nachhaltige Mobilität, Umweltsünder, Flugscham, E-Autos und E-Fuels oder den Aktionen der „Letzten Generation“ lassen niemanden unberührt. Die Umwelt und die Zukunft sind grundsätzlich wichtige Themen, leider wird die Auseinandersetzung darüber jedoch oft genug voller Emotionen geführt und die Befürworter:innen jedweder Richtung schnell in ideologische Ecken gestellt.

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Alternative Carsharing

Ein Kompromiss zwischen PKW-Nutzer:innen und -Verächter:innen könnte das Carsharing sein. Die gemeinschaftliche Nutzung eines Autos ist längst keine Nischenlösung mehr, sondern ein Trend, der in vielen Städten Einzug gehalten hat. Es ermöglicht Menschen, ein Auto zu mieten, wann immer sie es brauchen, ohne sich die Kosten und Verpflichtungen aufzuladen, die mit einem eigenen Fahrzeug verbunden sind. Besonders in urbanen Gebieten ist Carsharing eine attraktive Option für alle, die nur gelegentlich ein Auto benötigen, aber dennoch flexibel und unabhängig mobil sein möchten. Carsharing ist nicht nur eine flexible und kosteneffiziente Alternative zum eigenen Auto, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität. Besonders in städtischen Gebieten bietet es eine Lösung für viele Verkehrsprobleme und trägt dazu bei, die Umweltbelastung zu verringern.

So entwickelte sich das Carsharing in den letzten 20 Jahren. Grafik: Bundesverband CarSharing

Besonders interessant ist das Modell für

  • Stadtbewohner:innen ohne eigenes Auto
    In Großstädten sind die Kosten für einen eigenen Wagen – insbesondere für Parkplätze, Wartung und Versicherung – oft hoch. Carsharing bietet hier eine kosteneffiziente Alternative.
  • Gelegenheitsfahrer:innen
    Wer nur hin und wieder ein Fahrzeug benötigt, etwa für größere Einkäufe, Ausflüge oder um Freund:innen zu besuchen, kann durch Carsharing viel Geld sparen.
  • Umweltbewusste Menschen
    Durch die gemeinsame Nutzung eines Autos wird die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen reduziert, was sowohl den Verkehr als auch den CO₂-Ausstoß verringert. Zudem sind die meisten Carsharing-Autos neuere Modelle, die technisch auf dem neuesten Stand sind.
  • Unternehmen und Selbstständige
    Für Geschäftsreisen oder kurzfristige Transporte ist Carsharing auch für Firmen eine interessante Option, da es keine langfristigen Verpflichtungen wie Leasingverträge erfordert.

Der ADAC hat in einem Blogbeitrag zum Carsharing eine Faustregel augestellt, wann sich Carsharing lohnt:

Ob sich Carsharing für Sie lohnt, hängt von Ihrer persönlichen Fahrleistung pro Jahr ab. Als Faustregel gilt: Fahren Sie jährlich weniger als 10.000 km, ist das Gemeinschaftsauto im Schnitt günstiger als der Unterhalt eines eigenen Autos. Als Carsharing-Nutzer sparen Sie die Anschaffungskosten, Kraftfahrzeugsteuer und Versicherungsprämien sowie die Stellplatz- oder Garagenmiete eines privaten Pkw – auch ein Pannendienst ist häufig schon inbegriffen. Für das Carsharing sind Fixkosten wie Anmeldegebühr (meist zwischen 10 und 30 Euro), Kaution, Monatsbeiträge und die Fahrtkosten fällig, die sich in der Regel aus den Kosten für die gebuchte Zeit und den gefahrenen Kilometern zusammensetzen. Bei Nichtbenutzung zahlen Sie also je nach Anbieter gar keine oder nur eine geringe Gebühr.

Übrigens: Auch (Vollkasko-)Versicherungen sind im Mietpreis enthalten. Bei einem Unfall mit Leihwagen liegt die Selbstbeteiligung je nach Anbieter zwischen 300 und 1.000 Euro. Bemerken Sie bereits vor Fahrtantritt Schäden am Fahrzeug, die nicht im Bordbuch vermerkt sind, sollten Sie diese unverzüglich der Zentrale melden. (Alles rund um Carsharing | fahrtraining.de, abgerufen am 09.10.2024)

Verschiedene Carsharing-Modelle

Eine Übersicht über den Carsharing-Markt zu bekommen, ist nicht so einfach. Im Großen und Ganzen gibt es drei verschiedene Modelle.

  1. Stationsbasiertes Carsharing
    Bei dieser klassischen Form mietet man das Auto an einer festen Station und gibt es dort auch wieder zurück. Diese Variante ist besonders in kleineren Städten und für Nutzer:innen geeignet, die ihre Fahrten im Voraus planen.
  2. Free-Floating-Carsharing
    Hierbei sind die Autos in einem definierten Gebiet frei verfügbar und können per App gebucht und nach Gebrauch auf einem beliebigen öffentlichen Parkplatz abgestellt werden. Free-Floating-Modelle bieten maximale Flexibilität und eignen sich besonders für spontane Fahrten in der Stadt.
  3. Peer-to-Peer-Carsharing
    Diese Form des Carsharings funktioniert ähnlich wie eine Plattform für Ferienwohnungen. Privatpersonen vermieten hier ihre eigenen Fahrzeuge an andere Nutzer:innen. Dieses Modell bietet oft eine größere Fahrzeugauswahl und ist in Gebieten verfügbar, in denen klassische Carsharing-Anbieter:innen nicht präsent sind.
    Der Nachteil: Oft haben hier die Anbieter:innen die freie Wahl, an wen sie ihr Auto abgeben, das heißt, ihr habt nicht immer die Sicherheit, dass ihr den gewünschten PKW auch bekommt. Auch die Preise variieren stark, sodass ein bisschen Recherche nötig ist.
Neben regionalen Anbieter:innen in eurer Stadt gibt es auch überregionale Angebote. Grafik : Erstellt mithilfe von KI

Überregionale Carsharing-Angebote

Einige Anbieter:innen sind bundes- oder europaweit zu finden. Der Vorteil für euch: Ihr könnt unabhängig von eurem Standort planen und mit einem Account mobil bleiben.

Bekannte überregionale Anbieter:innen sind:

  • Free2move
    Das Ziel von Free2move ist es, nachhaltige Mobilitätsoptionen anzubieten, was sich in der wachsenden Anzahl von Elektrofahrzeugen in der Flotte widerspiegelt. In Städten wie Paris, Madrid, Amsterdam, Hamburg, Mailand und Stuttgart haben die Kunden Zugang zu Elektrofahrzeugen, die zu einem umweltfreundlicheren Stadtverkehr beitragen. Nutzer:innen können Fahrzeuge flexibel in verschiedenen Städten buchen und abgeben.
  • Flinkster
    Dieser Anbieter gehört zur Deutschen Bahn und ist vor allem für stationsbasiertes Carsharing bekannt. Mit über 3000 Fahrzeugen und vielen Stationen in Deutschland bietet Flinkster eine breite Verfügbarkeit.
  • Cambio
    Ebenfalls ein stationsbasiertes Modell, das in vielen deutschen Städten aktiv ist. Cambio punktet durch seine einfache Handhabung und die Möglichkeit, auch Langzeitmieten zu buchen.
  • Stadtmobil carsharing
    Der Service bietet eine große Fahrzeugauswahl, von Kleinwagen bis zu Transportern, und ist in über 200 Städten in Deutschland auch im Ruhrgebiet verfügbar. Die Kosten hängen von der Nutzungszeit und den gefahrenen Kilometern ab. Die Tarife setzen sich aus einer Anmeldegebühr, einem Monatsbeitrag und den spezifischen Nutzungskosten zusammen. Weitere Infos unter: stadtmobil.de.

Wie finde ich Carsharing-Anbieter:innen in meiner Stadt?

Neben den überregionalen Anbieter:innen gibt es natürlich auch regionale Möglichkeiten. Hier einige Tipps, wie ihr schnell die passenden Anbieter:innen findet.

Per App findet ihr schnell euren Weg zum Carsharing-Auto. Foto: Adobe Stock
  1. Überblick per App
    Viele Carsharing-Anbieter:innen bieten Apps an, die anzeigen, wo das nächste verfügbare Auto steht. Diese Apps ermöglichen eine einfache Buchung und zeigen Details wie Fahrzeugtyp, Preis und Standort.
  2. Vergleichsportale nutzen
    Es gibt inzwischen verschiedene Vergleichsportale, die lokale und überregionale Carsharing-Angebote auflisten. Diese Plattformen helfen dabei, Preise, Modelle und Verfügbarkeiten schnell zu vergleichen.
  3. Stadtwebsites und Mobilitätsportale
    Viele Städte bieten auf ihren Websites Informationen zu lokalen Mobilitätslösungen, einschließlich Carsharing-Angeboten. Dort findet ihr oft auch Kooperationspartner:innen wie Verkehrsbetriebe, die Carsharing-Modelle in ihr Nahverkehrssystem integriert haben.
  4. Öffentliche Verkehrsmittel und Carsharing kombinieren
    In vielen Städten sind Carsharing-Dienste Teil eines umfassenden Mobilitätsangebots, das mit Bahnen und Bussen verknüpft ist. So kann man nahtlos zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln wechseln, ohne mehrere Apps oder Tickets zu benötigen.

Wo liegen die Unterschiede zwischen Carsharing und einer gewerblichen Autovermietung?

Gerade bei den großen Anbieter:innen stellt sich mittlerweile die Frage, was  das – ursprünglich privat organisierte – Carsharing und eine gewerbliche Autovermietung unterscheidet. Klar, auch die gewerblichen Carsharing-Anbieter:innen verdienen ihr Geld damit. Der Hauptunterschied liegt in der Flexibilität und der Art der Nutzung.

Nutzungsdauer und Flexibilität

   Carsharing

  • Carsharing ist darauf ausgelegt, Fahrzeuge für kurze Zeiträume zu mieten – oft stundenweise oder sogar minutengenau. Es eignet sich für spontane, kurze Fahrten innerhalb der Stadt oder für Fahrten, bei denen man flexibel ein Fahrzeug benötigt.
  • Carsharing-Fahrzeuge können oft spontan über eine App gebucht und genutzt werden, ohne lange Vorplanung oder den Gang zu einem Verleihbüro.

     Autovermietung

  • Bei der klassischen Autovermietung mietet man ein Fahrzeug in der Regel für einen längeren Zeitraum, typischerweise ab einem Tag oder länger. Es eignet sich besonders für geplante Reisen oder spezielle Anlässe, wie Umzüge oder Urlaub.
  • Autovermietungen erfordern oft eine frühzeitige Buchung und die Abholung des Fahrzeugs an einer festen Mietstation.

Standorte und Rückgabe

   Carsharing

  • Bei stationsbasiertem Carsharing muss das Auto an einer festen Station abgeholt und zurückgebracht werden.
  • Free-Floating-Carsharing bietet eine noch größere Flexibilität: Das Auto kann überall in einem definierten Gebiet (meist städtisch) abgestellt werden. Man ist nicht an eine bestimmte Rückgabestation gebunden.

Autovermietung

  • Mietwagen müssen in der Regel an der gleichen Station zurückgegeben werden, wo sie abgeholt wurden.
  • Manchmal bieten Autovermietungen gegen Aufpreis eine Einwegmiete an, bei der man das Fahrzeug an einer anderen Station abgeben kann.

Kostenstruktur

   Carsharing

  • Die Kosten beim Carsharing werden meist nach Minuten, Stunden oder Kilometern abgerechnet.
    Carsharing-Anbieter:innen erheben in der Regel keine Kaution und Nebenkosten wie Kraftstoff und Versicherung sind oft im Preis inbegriffen.
  • Für kurze Fahrten, etwa Besorgungen oder Kurzstrecken, ist Carsharing meist günstiger als Autovermietung.

   Autovermietung

  • Autovermietungen berechnen in der Regel Tagessätze, und die Mietpreise sinken bei längeren Mietdauern. Es können zusätzliche Kosten für Kraftstoff, Kilometerüberschreitungen, Versicherungen und Einwegmieten anfallen.
  • Für längere Zeiträume oder Urlaubsfahrten ist Autovermietung oft günstiger als Carsharing.

Zielgruppe und Anwendung

   Carsharing

  • Carsharing richtet sich hauptsächlich an Stadtbewohner:innen, die gelegentlich ein Auto brauchen, aber keine langfristigen Verpflichtungen wie Versicherung, Wartung oder Parkplatzmieten haben wollen. Es eignet sich für Kurzstrecken und spontane Fahrten innerhalb der Stadt oder Region.

  Autovermietung

  • Die klassische Autovermietung spricht Menschen an, die ein Fahrzeug für längere Zeiträume oder spezielle Anlässe wie Urlaubsreisen, Geschäftsreisen oder Umzüge benötigen. Auch bei längeren Fahrten oder Überlandfahrten ist die Autovermietung oft die bevorzugte Wahl.

Mehr Details und Studien rund um das Modell Carsharing findet ihr beispielsweise beim Umweltbundesamt, auf der Website des Bundesverbands Carsharing oder über den ADAC.

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