Gasometer, Planet Ozean: 1000 Meilen unter dem Meer

Bis Ende 2024 ist "Planet Ozean" im Gasometer Oberhausen zu sehen. Foto: Dirk Boettger
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Der Gasometer Oberhausen, einst Europas größter Scheibengasbehälter, ist Industriedenkmal, Wahrzeichen der Stadt Oberhausen und der gesamten Region und Erinnerung an die Schwerindustrie im Ruhrgebiet gleichermaßen. Seit seiner Eröffnung als Ausstellungsort vor knapp 30 Jahren mit „Feuer und Flamme“  ist er bekannt für spektakuläre Ausstellungen. Ob „Der Ball ist rund“ zur Fußball-Europameisterschaft 2000, Christos „Big Air Package“ (2013), „Wunder der Natur“ (2017) oder „Das zerbrechliche Paradies“ bis Ende 2023 – der ungewöhnliche Ort zieht Besucher:innen an und fasziniert sie nachhaltig.

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Abenteuer Weltmeere im Gasometer Oberhausen

Im Erdgeschoss der Ausstellung warten vielfältige Eindrücke. Foto: Thomas Wolf

Seit dem 15. März ist „Planet Ozean“ eröffnet. Spektakuläre Bilder, erschreckende Dokumentationen und gigantische Installationen zeichnen ein eindringliches Bild unseres „blauen Planeten“, der zu 70 Prozent von Ozeanen bedeckt ist.

Etwas dunkel, kühl und von geheimnisvollen Tönen erfüllt: Es ist, als begebe man sich direkt auf eine Reise durch die Unterwasserwelt. Das ist kein bisschen unangenehm, nur mutet es fremdartig an. Der Gasometer in Oberhausen ist ab dem 15. März die Heimat der Ausstellung „Planet Ozean“. Thema der Ausstellung ist die fragile, faszinierende Schönheit der Weltmeere und ihrer Bewohner, aber auch, was wir Menschen mit dieser Welt unter Wasser machen und wie wir den Lebensraum zerstören, der doch die Basis allen Lebens ist und uns alle am Leben erhält.

Buckelwal Willi

Besucher:innen werden empfangen von Buckelwal Willi, der auf die Ausstellung einstimmt. Natürlich zeigt das Modell nur einen kleinen Teil des Kopfs eines Buckelwals – in seiner ganzen Größe und Majestät schwebt er in der „Welle“, dem Highlight der faszinierenden Gesamtinszenierung.

Buckelwal Willi begrüßt die Ankommenden in der Ausstellung im Gasometer Oberhausen. Foto: Thomas Wolf

Der Gasometer entführt in drei verschiedenen Ausstellungskapiteln in die berauschende Vielfalt der Unterwasserwelten: mit teilweise noch nie gesehenen großformatigen Fotografien und Filmen, Originalexponaten, akustischen Hörerlebnissen sowie einer einmaligen Animation. Für Idee und Konzeption zeichnet Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH, verantwortlich: „Unsere neue Ausstellung erschließt sich als Gesamtmodell, dessen unterschiedliche kommunikative Zugänge einen beispiellosen Einblick in die Welt der Ozeane ermöglichen.“

Die Schönheit unter Wasser

Im Erdgeschoss schauen bekannte und unbekannte Meerestiere die Besucher:innen von großformatigen Fotos an. Ob Delfine, Seelöwe und Fetzenfisch im Kelpwald oder eine Meeresschildkröte, ob Schafskopf-Lippfisch oder Blauhai, dieser Teil der Ausstellung widmet sich den Lebewesen unter Wasser. Kuratorin Jeanette Schmitz und Kurator Thomas Wolf präsentieren hier die vielfältige Schönheit einer kaum bekannten Unterwasserwelt. Und zu dieser gehören neben Fischen, Meeressäugern oder Schildkröten auch tropische Korallenriffe, Fotosynthese betreibende Algen und sogar ganze Wälder.

Prachtkerl in Paarungsbereitschaft: Ein männlicher Schafskopf-Lippfisch. Foto: Tony Wu

Dass es unter Wasser keinesfalls ruhig zugeht, beweist das Raumobjekt in der Mitte des Gasometers: Die eigens für die Ausstellung entwickelte Soundinstallation „Klang der Tiefe“ zieht das Publikum in ihren Bann. Hier knistert und pfeift es, wenn die Gäste lebendige Korallenriffe, Orcas bei der Jagd oder unter dem Eis singende Wedellrobben belauschen können. Die sinnliche Klangreise nimmt ihren Beginn an der Rheinmündung in die Nordsee und führt bis in den antarktischen Ozean. Der Komponist und Spezialist für Naturklangaufnahmen Chris Watson hat den von Oceans21 entwickelten Ansatz in Zusammenarbeit mit Soundartist Tony Myatt sowie der Lichtkünstlerin Theresa Baumgartner exklusiv für den Gasometer umgesetzt.

Australischer Seelöwe trifft Fetzenfisch (im Vordergrund). Foto: Scott Portelli

Planet Ozean: Bedrohung durch Menschen

Nach den fast schon idyllischen Erfahrungen im Erdgeschoss treffen die Bilder und Erkenntnisse im ersten Stock Ausstellungsbesucher:innen mit voller Wucht. Dieser Ausstellungsabschnitt beschäftigt sich mit den Konsequenzen menschlichen Handelns auf das empfindliche Ökosystem und auf die Tiere im Meer.

Ein Buckelwal, verheddert in Bojen und Seile. Der Fotograf sieht in dem Bild eine „Metapher für den langsamen und schmerzhaften Tod, den wir Menschen unserem Planeten Ozean bereiten“. Foto: Alvaro Herrero Lopez-Beltran

Überfischung, Klimawandel, Umweltverschmutzung – Bilder und Texte sind eindringlich. Sie zeigen den Status quo, geben aber auch Hoffnung, dass es mit entschlossenem Meeresschutz und detaillierter Meeresforschung noch nicht zu spät sein könnte. Hierfür steht der neuen Schau mit dem Deutschen Meeresmuseum ein versierter Partner zur Seite, dessen wissenschaftliche Expertisen das inhaltliche Fundament bilden.

Massensterben vor den Küsten Norwegens. Beim Hochziehen riss das Fischernetz, tonnenweise tote und sterbende Fische fielen zurück ins Wasser. Foto: Audun Rikardsen

Der digitale Zwilling

Dank modernster Technologien ist es heute möglich, die steten Veränderungen unserer Ozeane detailliert zu erfassen. Diese Datenmengen vermittelt die neue Ausstellung mit dem „Ocean Twin“: Beim vom Environmental Systems Research Institute (kurz Esri) entwickelten Zwilling der Weltmeere handelt es sich um einen interaktiven Globus, der als geografisches Informationsnetzwerk aktuelle Erkenntnisse visualisiert.

Am digitalen Zwilling der Erde ermöglichen Simulationen Vorhersagen. Foto: Thomas Wolf

So lassen sich im Gasometer dann verschiedenste Daten miteinander kombinieren und zu einem interaktiven Abbild vereinen. In digitalen „Was-wäre-wenn“-Szenarien können Besucher:innen direkt vor Ort untersuchen, welche Auswirkungen menschliche Eingriffe in eines der bedeutungsvollsten Naturgebilde dieser Erde haben.

Die Welle

Sich völlig auf die Unterwasserwelt einlassen, ein Teil davon sein: Was sonst nur Tiefseetaucher:innen, Meeresforscher:innen und -biolog:innen vorbehalten ist, können die Besucher im Gasometer ganz persönlich nachvollziehen. Das Highlight der Ausstellung wartet auf der dritten Ebene: die immersive Großinstallation „Die Welle“ mit der 40 Meter hohen Leinwand. Die Konstruktion aus zwei ineinander verschränkten, über 1000 Quadratmeter großen Flächen avanciert zum visuellen Raumerlebnis, wenn gigantische Wassermassen sich als brechende Wellen auf die Besucher:innen zubewegen. Und auch das geheimnisvolle Leben in der Meerestiefe ist hautnah erlebbar, denn die Gäste können hier interaktiv in riesige Fischschwärme eintauchen, eleganten Quallen folgen und sogar Meeresgiganten in Originalgröße begegnen.

Auf digitaler Tuchfühlung unter dem Meeresspiegel. Foto: Dirk Boettger

Wenn ihr euch in der Mitte auf die Sitzsäcke legt, könnt Ihr eine Unterwasserreise antreten, die im wahrsten Sinne des Wortes magisch zu sein scheint. Wenn ihr langsam die Unterwasserwälder hinbegleitet, über euch Fischschwärme entlang schwimmen und schließlich sogar ein Buckelwal in Originalgröße majestätisch die Fluten kreuzt, seid ihr endgültig auf dem Planeten Ozean angekommen.

Mystisch-geheimnisvolle Stimmung in der Großinstallation „Die Welle“. Foto: Thomas Wolf

Erschaffen haben diese computergenerierte Animation die kreativen Köpfe von Ars Electronica Solutions, die interaktive und multisensorische Erlebniswelten konzipieren, gestalten und implementieren. Im Zuge der Vorbereitungen kreierten die Österreicher:innen zunächst ein virtuelles Wasserbecken, mit einem Volumen von über sechs Millionen Kubikmetern, als Basis für die monatelange Entwicklungsphase. Nun ist die aufwendige Simulation fertig: Eine aufregende Unterwasserwelt auf der höchsten Leinwand der Welt.

Interessante Fakten zum Anhören

Weitere Infos zu den Bildern und ihren Hintergründen liefert der Audioguide. Der bekannte GEO-Experte und Dokumentarfilmer Dirk Steffens begleitet die Besucher mit seinen Aufnahmen durch die Ausstellung. Über einen einfachen Klick können vertiefende Inhalte der GEO-Redaktion zu ausgewählten Fotos gehört werden. Auch Audioguides für Kinder sind erhältlich.

Informationen zur Ausstellung

Die Ausstellung „Planet Ozean“ ist seit 15. März bis zum 30. Dezember 2024 im Gasometer Oberhausen zu sehen. Die Ausstellung hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tickets können online oder an der Tageskasse erworben werden. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 14 Euro, ermäßigt 11 Euro. Familien erhalten ein Ticket für 33 Euro (2 Erwachsene und max. 5 Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren) bzw. 28 Euro (1 Erwachsener und max. 2 Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren).

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