Museum Morsbroich Ausstellung: Next Generations

Sebastian Riemer: Coastscape, 2013 Foto: Courtesy Setareh Gallery, © 2019 VG Bild-Kunst, Bonn
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Welche Erkenntnisse hält die Fotografie heute noch bereit, wenn jeden Tag 260 Millionen Bilder entstehen und verbreitet werden? Das Museum Morsbroich in Leverkusen stellt sich diese Frage und widmet sich ab dem 27. Januar einer jüngeren Generation von Fotografen aus dem Rheinland.

Ob an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, an der Folkwang Universität der Künste in Essen oder an zahlreichen Fachhochschulen und Ausbildungsstätten wie dem Lette-Verein in Berlin: es gibt viele Orte, um Fotografie zu erlernen und zu studieren. Doch keine andere Hochschule wird mit der neueren deutschen Fotografie so stark in Verbindung gebracht wie die Kunstakademie Düsseldorf. Dort wurde Bernd Becher 1976 als erster in Deutschland auf einen Lehrstuhl für Fotografie berufen, womit der Grundstein für die berühmte „Becherschule“ gelegt war, die ihren Ruf auch dem Erfolg ihrer Absolventen zu verdanken hat. Diese haben in Deutschland früh mit Farbe gearbeitet und als erste große Formate gewählt, sodass die Fotografie allein dadurch im Museumsraum mit der Malerei konkurrieren konnte. Zu den viel zitierten Namen gehören Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff und Thomas Struth, wovon einige auch als Lehrende eine neue Generation prägen, die das Medium durch einen konzeptionellen Ansatz neu denken und mit künstlerischen Mitteln erweitern.

Neue Positionen
Ausgewählte Positionen von ehemaligen Studierenden der Düsseldorfer Kunstakademie und des Studienschwerpunkts „Künstlerische Fotografie“ der Kunsthochschule für Medien Köln sind in der Schau „Next Generations – Aktuelle Fotografie im Rheinland“ vereint. Im Gegensatz zu ihren Vorreitern arbeiten die 18 Künstler – in den 1970er- und 1980er Jahren geboren – jedoch in einem Umfeld, in dem das Medium Fotografie im Zeitalter der Digitalität einen radikalen Wandel erfahren hat. Die tägliche Hervorbringung von millionenfachen neuen Bildern stellt dabei mit den bedeutendsten Umstand dar.

Erweiterung der Fotografie
Die Kunstschaffenden reagieren darauf mit erstarkten Konzepten und einem erweiterten Verständnis von Fotografie, das formal wie inhaltlich aus anderen künstlerischen Bereichen und Materialien schöpft. Beispielsweise verknüpft Morgaine Schäfer, die mit ihrer Fotoserie „Archiv No. 2301 (Pose 1 und Pose 2)“ vertreten ist, persönliches Erleben mit kunsthistorischer Vergangenheit, indem sie sich von der niederländischen und deutschen Porträtmalerei des 16. und 17. Jahrhunderts inspirieren ließ. Die Wahrnehmung beim Betrachten fordert Sebastian Riemer heraus: Ist die rissige Oberfläche von „Coastscape“ samt ihrer Leerstellen Teil eines alten, ausgeblichenen Fotos, das dokumentiert wurde, oder ist es Teil der ästhetischen Prägung durch den Fotografen? Mit diesen und weiteren Positionen – darunter Arbeiten von Matthias Wollgast, der mit verschiedenen Darstellungsformaten experimentiert oder Werke von Anne Pöhlmann, die mit Stoffen arbeitet – soll der aktuelle Standort künstlerischer Fotografie ausgelotet werden.
Next Generations – Aktuelle Fotografie im Rheinland: bis 5.5., Museum Morsbroich, Leverkusen

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