Pimp my ride – Anna Paguera ist Dortmunds Autotuning-Lady

Anna weiß, wie man Autos aufmotzt - ob ihr eigenes oder andere. Fotos (3): privat
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Wer taucht als erstes vor dem inneren Auge auf, wenn man den Begriff „Autotuning“ hört? Mit Sicherheit nicht Anna Paguera. Die Dortmunderin interessiert sich seit ihrer Kindheit für das Schrauben an flotten Vierrädern und verleiht der männerdominierten und vorurteilsbehafteten Szene eine ganz besondere Note.

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Was Männer können, kann Anna auch

Anna weiß definitiv, was sie will – und das ist für gewöhnlich etwas mehr. Ihr fahrbarer Untersatz soll sie nicht nur von ihrer Wohnung zu ihrer Arbeit und zurück bringen. Für sie muss das Auto einen dermaßen persönlichen Stil besitzen, dass man es von allen anderen unterscheidet. Dafür investiert sie gerne mal in die passenden Extras, aber nicht in die passenden Mechaniker:innen, denn das macht sie fast ausschließlich selbst. Anna ist hobbymäßig Autotunerin – und auch eine gute Autofahrerin. Ja, einparken kann sie ebenso.

Ihr Interesse entstand durch ihren Papa, der in einem Laden in Dortmund Autoteile verkauft hat. Da wollte Anna aus Neugier gern mal mit und wurde durch das Geschehen in den unterschiedlichen Autowerkstätten direkt angefixt. Ihr Vater schenkte ihr sogar mehrere Matchboxautos, da sie ihr so gut gefielen. Durch einen älteren Freund in der Jugend verbrachte sie erneut Zeit an Arbeitsplätzen, wo sich ansonsten nur Männer aufhielten, und probierte, kleine Dinge an ihrem ersten eigenen Auto selbst zu reparieren – „man hat ja mit 18 nicht so viel Geld“, berichtet sie lachend.

Männerarbeit? Wer sagt das?

Stolze 4er Gran Coupé-Besitzerin

Daraus entstand schließlich eine richtige Leidenschaft. Sie fragte immer nach weiteren Details für mehr Fertigkeiten, die sie lernen wollte und bastelte mit ihrem Kumpel auch an anderen Karren. So kam man mit anderen Leuten der Tuningszene in Kontakt. „Tuning ist mehr als nur etwas schrauben. Man tauscht sich viel über Möglichkeiten, Ideen und Interessen aus“, erzählt Anna, die besonders die Kreativität des Hobbys schätzt. Die einen sind mehr an der Leistung ihres Autos interessiert, andere legen ihren Fokus auf die Optik. Ob Gurte, Sitze, Lenkräder, Innenräume, Schaltknauf, Musikanlagen, Scheinwerfer – da geht so einiges. Jede:r hat dazu eine andere Meinung und einen anderen Schwerpunkt, was aufgemotzt werden sollte. Ein Freund von Anna ist spezialisiert auf BMW. Sie selbst fährt seit letztem Jahr einen 4er Gran Coupé. Gemeinsam haben sie an vielen verschiedenen Fahrzeugen herumhantiert. Einige Männer haben erst komisch geguckt, als sie sagte, sie würde das für sie reparieren. Doch letztendlich konnten ihre Skills überzeugen. Allein macht sie aber eher selten etwas, da sie es nicht in einer Ausbildung gelernt hat und für sie die Sicherheit immer vorgeht. Da Veränderungen immer gut was kosten, legt sie sich stets ein bisschen was für ihren 4er zur Seite. „Die richtigen Teile für einen BMW kosten eben mehr als für einen Polo“, scherzt sie. Ihr Ziel ist es, in drei Jahren ihren Wagen so individuell gestaltet zu haben, dass man ihn nicht mehr verwechseln kann.

Anna freut sich über Neuzugänge.

Niveauvoll und ganz legal

Konkurrenz zu anderen Frauen nimmt sie nicht wahr. Die Anzahl an Frauen ist in der Szene eh überschaubar und die supporten sich alle gegenseitig, besonders in den sozialen Netzwerken, in denen alle ihre Objekte vorstellen. Trotzdem stehen Frauen oft auf etwas andere Extras als Männer, somit würde Anna sagen, dass sie mit bloßem Auge erkenne, ob das Auto von einem Mann oder einer Frau aufgepimpt wurde. Was sie für sich jedoch komplett ablehnt, ist jegliche Form der Sexualisierung – egal, ob von den Frauen selbst gewollt oder von den Männern als Stempel aufgedrückt. Anna möchte nur mit ihrem handwerklichen Können punkten. Obwohl ihr eindeutig mehr Männer folgen, gelingt es ihr auch ganz ohne nackte Haut.

Privat ist sie bei Freund:innen die erste Wahl, wenn es ums Reifenwechseln geht. Hauptberuflich ist es aber nicht ganz ihrs. Sie weiß, wie hart der Job ist und auch, dass die Bezahlung ihr nicht ausreicht. Wenn sie sich ihr Traumauto leisten könnte, wäre es der M4. Einen Tag Rennfahrerin zu sein, ist auch ein Wunsch, den sie sich mal erfüllen möchte. Des Weiteren kämpft sie mit ihrer Dortmunder Crew, die gerne auch einen Verein gründen wollen, gegen das schlechte Image. Autotuning für sie heißt nicht illegale Handlungen vollziehen, durch Lärm belästigen oder rasend durch die City cruisen. „Richtige Poser haben oft mit mehreren Leuten gemeinsam einen Wagen als Showobjekt, den sie sich teilen und ansonsten für den Alltag gar nicht nutzen“, weiß sie. Anna hat ein Auto für alle Fälle und verfolgt einen wesentlich anspruchsvolleren Stil. Somit ruft sie hiermit dafür auf, dem Ganzen gegenüber offen eingestellt zu sein und bei Interesse an schicken Flitzern einfach mal zum Austausch bei einem Treffen vorbeizuschauen – oder sogar den einen oder anderen Tipp zu bekommen, wenn man mal selbst zu Hause tüfteln möchte.

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