Auf den Spuren vergangenen Ruhms: Fußballstadien in NRW

Wir nehmen euch mit in die fast vergessenen Stadien unseres Bundeslandes. Foto: Adobe Stock
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In unserer Rubrik „Dein NRW“ stellen wir jeden Monat eine Freizeitaktivität vor, die wir euch wärmstens ans Herz legen wollen. Wir begleiten euch durchs Jahr und führen euch zu den schönsten Ecken, spannendsten Plätzen und aufregendsten Events, die NRW in dem jeweiligen Monat zu bieten hat. Make your life shine! Im September: Groundhopping.

Die EM ist vorbei und die Bundesliga ist endlich wieder da: Zum Start der neuen Fußball-Saison nehmen wir euch mit in die Stadien NRWs. Aber nicht in die großen, nach irgendwelchen Banken und Versicherungen benannten und austauschbaren Arenen und Parks, sondern in die Kampfbahnen und Stadtteilstadien, die früher Platz für Tausende boten und heute in den meisten Fällen nur noch von einer dreistelligen Zuschauerzahl besucht werden. Die Stadien, die schon Geschichte geschrieben haben, bevor ein österreichischer Brausehersteller auf die Idee kam, mit einem Fußballteam zu werben. Das hier geht raus an die Groundhopper:innen unter euch.

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Schwelgernstadion Duisburg

Ruhrpottromantik-Faktor: 10/10. Hier fehlt wirklich nichts. Foto: Mabit1, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Malerisch vor der Duisburger Hochofenkulisse gelegen, geht dem Fußballromantiker sofort das Herz auf, wenn er das Schwelgernstadion sieht. Hier kann man wunderbar in Erinnerungen schwelgern – entschuldigt den Wortwitz. 1925 erbaut, bot es einst Platz für bis zu 28.000 Zuschauer:innen – vor allem auf den Stehplätzen des weiten Runds, die heute mit Gras überwachsen sind. Der Eingangsbereich wurde 1998 saniert und bildet heute einen schönen Kontrast zur Industriekultur im Hintergrund. Fußball wird hier leider nicht mehr gespielt, dafür trainieren hier unter anderem American Football Mannschaften.
Volkspark Schwelgern, 47169 Duisburg

Stadion Gladbeck / Vestische Kampfbahn

In solchen Stadien wurde Fußball zum Volkssport Nummer 1. Foto: Tbachner, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Vestische Kampfbahn – das ist doch mal ein Name für ein Stadion. 1928 erbaut und seit 1986 unter Denkmalschutz stehend, bietet das Stadion Gladbeck heute Platz für bis zu 37.000 Zuschauer:innen, davon über 36.000 Stehplätze. Nehmt das, ihr VIP-Logen! Hier gab es sogar mal Erst- und Zweitligafußball zu sehen, allerdings noch vor Gründung der Bundesliga. Heute wird hier neben Fußball auch Leichtathletik betrieben, dafür wurden eigens neue Tribünen gebaut. Die drei Eingänge aus Ruhrsandstein sind aber auf jeden Fall eine Reise nach Gladbeck wert.
Bohmertstraße 150, 45964 Gladbeck

Jugendstadion Düren

Kippe bitte aus und Spiel genießen. Auf dieser wunderschönen Holztribüne. Foto: Eifeljanes, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Lasst diese Tribüne einfach mal auf euch wirken. Ein Traum. Eine der ältesten Holztribünen Deutschlands, die auch heute noch genutzt wird. Nur für diesen Anblick lohnt es sich für jede:n Groundhopper:in, nach Düren zu fahren. Die heutige Heimstätte von Schwarz-Weiß Düren und der SG Düren 99 bietet Platz für bis zu 6.000 Zuschauer:innen. Neben überdachten Sitzplätzen findet in der massiv ausgebauten Tribüne auch die Stadiongaststätte ihren Platz. Zwei Pils, bitte!
Am Jugendstadion 2, 52355 Düren-Rölsdorf

Jahnstadion Marl

Dieses Kunstwerk soll abgerissen werden. Bitte nicht, Stadt Marl! Foto: 11km.de, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Keine Stadionübersicht ohne ein Jahnstadion. Daher nehmen wir diese denkmalgeschützte Schönheit. Ursprünglich für bis zu 35.000 Zuschauer:innen konzipiert, spielten hier unter anderem The Cure (Musik natürlich, kein Fußball). Über die Jahre wurde das Stadion dann vernachlässigt und sollte abgerissen werden, um Wohnungen auf dem Gelände zu bauen. Quasi in letzter Minute wurde die Pylonkonstruktion der Haupttribüne aus den 60ern dann doch noch unter Denkmalschutz gestellt und erinnert jetzt an bessere Fußballzeiten in Marl. Danke dafür! Abrisspläne geistern leider immer noch durchs Netz, also besser heute hin als morgen.
Hülsstraße 69, 45772 Marl-Hüls

Kampfbahn Katzenbusch, Herten

Auch für Hundeliebhaber:innen einen Besuch wert: Die Kampfbahn Katzenbusch. Foto: HHGKiKi, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Auch eine Kampfbahn gehört natürlich in diese Übersicht. Wir haben direkt zwei für euch. Die erste steht in Herten und bot in besten Zeiten 12.000 Zuschauer:innen Platz – wie immer damals, waren das vor allem Stehplätze. Eine überdachte Tribüne gibt es hier nicht, dafür ein eindrucksvolles Eingangstor. Rechts und links vom Eingang ist eine Inschrift eingraviert, die den Besucher:innen unter anderem verspricht: „Betretet die Kampfbahn und werdet Männer, die zu siegen versteh’n“. Ob das wirklich klappt, könnt ihr bei einem Besucher ja selbst herausfinden.
Katzenbuschstraße 1, 45699 Herten

Glückauf Kampfbahn, Gelsenkirchen

Hier wurde schon Geschichte geschrieben, da war der coolibri noch gar nicht geboren. Foto: BRITTE via Wikimedia Commons.

Kampfbahn Nummer zwei in unserer Liste. Hier muss man für alle Fußballromantiker:innen eigentlich nicht viel sagen: Erste Heimstätte des FC Schalke 04, denkmalgeschützte Haupttribüne, die auch von der benachbarten A42 gesehen beeindruckend aussieht. Eigentlich war diese aber bei der Eröffnung ein Unding: Für einen Arbeiterverein wie Schalke waren Sitzplätze eigentlich ein „No go“ – der ehrliche Malocher steht halt beim Fußball. 1927 für 34.000 Zuschauer:innen gebaut, bietet diese Legende heute noch 11.000 Besucher:innen Platz, z. B. bei Spielen der Schalker Damen-Mannschaft.
Ernst-Kuzorra-Platz. 45881 Gelsenkirchen

Fürstenbergstadion, Gelsenkirchen

Fürstliche Aussichten habt ihr von dieser schönen Tribüne. Foto: Tbachner, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Wir bleiben in Gelsenkirchen: Von Schalke geht es nach Horst. Ein Hinweis für alle Auswärtigen: Das ist nicht der Platzwart (auch kein Pferd), sondern ein Gelsenkirchener Stadtteil. Hier steht das Fürstenbergstadion, das ebenfalls über eine sehr schöne Sitzplatztribüne verfügt. 1928 wurde das Stadion eröffnet und in der kurzen Phase, in der der FC Schalke nicht der beste Club der Stadt war, sogar in einem kleinen Anflug von Größenwahn von der Stadt ausgebaut. Als es dann fertig war, spielte der Heimklub wieder unter ferner liefen. Heute passen über 23.000 Zuschauer:innen hinein. Als Heimstätte eines Kreisligisten und einer American-Football-Mannschaft dürfte da also an den meisten Spieltagen genug Platz für alle Interessierten sein.
Fischerstraße 35 45899 Gelsenkirchen-Horst

Stadion Rote Erde, Dortmund

Zukunft und Vergangenheit liegen manchmal ganz nah beieinander. Foto: Tbachner, CC BY-SA, via Wikimedia Commons

In direkter Nachbarschaft zur heutigen Spielstätte des BVB liegt das ehemalige Stadion der Schwarzgelben. Heute ist es die Heimat der U23 und der ambitionierten Frauenmannschaft. Nach dem Eintritt durch die historischen Tore eröffnet sich ein Blick in das weite Rund mit der großen Tribüne zur rechten, die vom Westfalenstadion überragt wird. Der wahre Blickfang sind sowieso die Stehtribünen, auf denen sich die heute maximal zugelassenen 9.999 Zuschauer:innen verlieren können, und das Marathontor am südlichen Ende. Alternativ kann man das Spiel aber auch aus dem schönen Biergarten im Eingangsbereich verfolgen.
Strobelallee 46, 44139 Dortmund

Stadion am Zoo, Wuppertal

Diese Ansicht ist deutschlandweit fast einzigartig. Foto: P. Schubert.Gelegenheitsredakteur at German Wikipedia, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Von innen schon fast zu sehr moderne Arena, um in diese Liste aufgenommen zu werden, besticht das Wuppertaler Stadion durch die wunderschöne Fassade und durch den nicht vorhandenen Sponsor im Namen – findet man in den Regionen, in denen sich der Wuppertaler SV bewegt, auch nicht mehr überall. Neben dem Olympiastadion in Berlin gibt es übrigens kein anderes Stadion in Deutschland, das über eine sogenannte Schildwand verfügt. Außerdem kann man mit der Schwebebahn anreisen, auch hier ein weiterer Pluspunkt für die Aufnahme in diese Liste. Da aktuell mal wieder Modernisierungsmaßnahmen anstehen, lohnt sich ein Besuch vor den Bauarbeiten bestimmt noch.
Hubertusallee 4, 42117 Wuppertal

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