Outdoor-Klettern in NRW: Auf in die Berge

Wichtig beim Outdoor-Klettern: Ein Helm. Foto: Adobe Stock
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Ihr wollt hoch hinaus? Und dabei den Fels spüren und euch den Höhenwind um die Nase wehen lassen? Ihr habt keine Lust auf stickige Hallen? Dann seid ihr hier genau richtig. Wir stellen euch Spots und Anlagen in NRW vor, an denen ihr draußen klettern könnt. Selbstverständlich für jedes Niveau. Außer, ihr seid Reinhold Messner – in dem Fall dürft ihr gerne mit dem Lesen aufhören.

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Wichtiger Hinweis

Wenn ihr erfahrene Kletter:innen seid, wisst ihr das sicher – für alle anderen hier noch einmal ein Hinweis: Für die vorgestellten Gebiete gelten bestimmte, individuelle Regelungen. Informiert euch vorher, was erlaubt und was verboten ist (z. B. Einsatz von Magnesia), ob ihr eine Erlaubnis braucht und wann die Klettergebiete zugänglich sind. Und nehmt selbstverständlich euren Müll mit.

Achtet auf die geltenden Regeln. Magnesium / Kreide ist zum Beispiel nicht überall erlaubt. Foto: Adobe Stock

Klettern an der Lenne in Werdohl: Lenneplatte und Co.

Am östlichen Rand des Sauerlands liegt Werdohl. Hier bieten fünf Kletterfelsen am Ufer der Lenne eine großartige Möglichkeit zum Klettern. Die Felsformation besteht aus stabiler Grauwacke, obwohl gelegentlich einige Schieferplättchen abbröckeln können. Der erste Felsen, den man von der Altenaer Straße aus sehen kann, ist die Denkmalwand. Hier finden sich Kletterrouten mittleren bis schwierigen Schwierigkeitsgrades, die eher für Fortgeschrittene geeignet sind. Als nächstes kommt der Lennewächter, der etwas versteckt im Grünen liegt und ebenfalls anspruchsvolle Kletterrouten bietet. Darauf folgt die Lenneplatte, die als erster der drei Felsen erschlossen wurde. Hier können Kletter:innen ihr Können festigen oder erweitern.  Der Lennebrüggler, etwa 50 Meter hinter der Lenneplatte, bietet 8 Routen, hauptsächlich im Grad 7. An der Werdohler Neunerplatte, weitere 80 Meter entfernt, wurden bisher 19 neue Kletterrouten eingerichtet. Diese bestehen hauptsächlich aus geneigter Plattenkletterei im vierten und fünften Grad und bieten eine gute Möglichkeit, sich mit dem Klettern auf den Platten vertraut zu machen.
Anfahrt: Altenaer Str., 58791 Werdohl

Klettern zwischen Münsterland und Teutoburger Wald: Die Dörenther Klippen

Die Dörenther Klippen bei Tecklenburg beeindrucken mit faszinierenden Felsformationen und sind der perfekte Ort, um draußen zu klettern. Auf den schmalen Kammwegen finden sich bizarre Sandsteinfelsen in verschiedenen Größen und Formen, die bis zu 40 Meter hoch aufragen. Die Felsen befinden sich in einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet, für das spezielle Regeln für das Klettern vereinbart wurden. Folgende Bereiche sind geöffnet: Die Osnabrücker Wand, der Dreikaiserstuhl, der Königsstein, der Sattelstein, das Plisseetal und das Brumleytal. Aber aufpassen: Das Gebiet ist dicht bewaldet und die Wände sind zum Teil nach Norden ausgerichtet, was dazu führt, dass die Routen nach schlechtem Wetter relativ lange feucht bleiben.
Anfahrt: Münsterstraße 420 49479 Ibbenbüren

Beim Outdoor-Klettern kommt es natürlich auch auf die richtigen Wetterbedingungen an. Foto: Adobe Stock

Klettern inmitten von Industriekultur: Landschaftspark Duisburg Nord

Mitten im Ruhrpott bietet die Sektion Duisburg des Deutschen Alpenvereins (DAV) seit 1990 einen Klettergarten im Landschaftspark Duisburg-Nord an. Dieser wurde von den Mitgliedern in Eigenarbeit angelegt und seitdem mehrmals erweitert. Der eigentliche Klettergarten befindet sich in den ehemaligen „Möllerbunkern“, in denen früher Koks und Eisenerze gelagert wurden. Heute erfreuen sich die Alpinist:innen des Ruhrgebiets an den steilen Wänden und Türmen, die sich ideal zum Klettern eignen und einen herrlichen Ausblick auf das Gelände bieten.

Die Hauptattraktionen des Klettergartens sind die Routen in den Bunkeranlagen sowie der 530 Meter lange Klettersteig „Via Ferrata Monte Thysso“ (wegen Thyssen, versteht ihr?). Hier trainieren sowohl Bergsteiger:innen zur Vorbereitung auf Alpentouren als auch ambitionierte Sportkletter:innen und solche, die es werden wollen. Es gibt aber auch Möglichkeit, Einsteigerkurse zu absolvieren. Die Industriekulisse verleiht dem Klettergarten ein einzigartiges Flair und macht ihn zu einem beliebten Anlaufpunkt für Kletterbegeisterte. In den Bergen klettern kann ja schließlich jeder.
Anfahrt: Emscherstraße 71, 47137 Duisburg

Im Lapadu läuft’s sich auch gut | Foto: Thomas Berns

Klettern in der Stadt, die es nicht gibt: Der Halleluja-Steinbruch in Bielefeld

Der Halleluja Steinbruch ist weit über die Grenzen Bielefelds hinaus bekannt und nicht nur bei Kletter:innen ein beliebtes Ausflugsziel. Die steilen Osning-Sandstein-Felsblockwände am Kamm des Teutoburger Waldes bieten ganzjährig die Möglichkeit, Routen mit Wandhöhen von bis zu 20 Metern zu bewältigen. Der Steinbruch verfügt über 72 Kletterrouten im feinsten Sandstein, die Schwierigkeitsgrade von 3 bis 10 umfassen. Zudem gibt es viele Bouldermöglichkeiten. Und wenn ihr ganz oben steht, schaut mal nach: Da steht ein markantes Steinkreuz mit der Inschrift „Hallelujah“, das dem Steinbruch seinen Namen gegeben hat.
Anfahrt: Bodelschwinghstrasse 18, bei „Haus Salem“, 33647 Bielefeld

Klettern in luftigen Höhen: Der Brückensteig in Solingen

Bouldern ist ja bekanntlich Klettern auf Absprunghöhe – hier haben wir demnach das absolute Gegenteil. Klettern auf Schwindelhöhe. Die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands (107 m) lädt euch ein, sie zu ersteigen und die Aussicht zu genießen. Stufe für Stufe geht es in einer geführten Tour über den Stahlbogen der Müngstener Brücke in Solingen bis zum höchsten Punkt, an dem der Aufstieg mit einer spektakulären Aussicht über die Wupper belohnt wird. Vom Anbieter Fitreisen wurde der Brückensteig jüngst zum besten Kletterparadies Deutschlands gekrönt.
Anfahrt: Müngstener Brückenweg 71, 42659 Solingen

Die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands wartet darauf, von euch erklommen zu werden. Foto: Adobe Stock

Klettern durch Naturkunst: Avalonia in Herdecke

In Herdecke, auf dem Gebiet von Avalonia, befinden sich zahlreiche Sandsteinbrüche, die seit vielen Jahren als Bouldergebiet genutzt werden. Es gibt insgesamt über 150 Boulder in verschiedenen Schwierigkeitsgraden von 3 bis 8a+, die auf verschiedene Sektoren verteilt sind.

Auch Bouldern ist in vielen Gebieten möglich. Foto: Adobe Stock

Avalonia ist jedoch mehr als nur ein Bouldergebiet: Künstler und Boulderer Daniel Pohl verbindet hier auf einzigartige Weise Mensch, Kunst und Natur. In Avalonia schafft er Boulder, indem er Fels- und Erdmassen bewegt. Im Gebiet kann man Steinskulpturen und Gravuren entdecken. Teils dienen die Boulderwände und Podeste, auf denen sie stehen, als Kulisse für Kunst. Die handwerklichen Arbeitsstunden allein im 14 Hektar großen Land-Art-Park belaufen sich auf über 10.000 Stunden. Gemeinsam mit vier anderen Künstler:innen (Helen Fux, Jens Kothe, Johannes Ridder, Tim Löhde) hat Daniel ungefähr weitere 10.000 Stunden geistige Arbeit investiert. Ein Ausflug für Hände und Augen also.
Anfahrt: Wetterstraße 131, 58313 Herdecke

Der Name täuscht: Der Bochumer Bruch in Wülfrath

Bochumer Bruch: Das klingt nach Ruhrpott, ist es aber nicht. Hier handelt es sich um einen stillgelegten Steinbruch in der Nähe von Mettmann. Auf einer Fläche von 16 Hektar wird hier nachhaltiges Klettern betrieben. Der Steinbruch wurde 1958 außer Betrieb genommen und 2006 vom Landesverband NRW des Deutschen Alpenvereins übernommen. Dabei wird sich die Natur in großen Teilen selbst überlassen, was dazu geführt hat, dass seltene und gefährdete Arten einen Lebensraum gefunden haben.

Kletterfreund:innen können an den bis zu 70 Meter hohen Wänden des Bochumer Bruchs über 90 Routen erklimmen, teilweise auch in Mehrseillängen. Alle Routen müssen im Vorstieg bewältigt werden, es ist nicht gestattet, das Seil von oben einzuhängen. Aufgrund der potenziell hohen Gefahr von Steinschlag, ist das Tragen eines Helms sowohl beim Klettern als auch beim Sichern verpflichtend. Der Zutritt ist nur nach vorheriger Anmeldung über ein Zahlenschloss möglich.
Anfahrt: Kruppstraße 51, 42489 Wülfrath

Urbanes Klettern: Die Hohenzollernbrücke in Köln

Mitten in Köln, mit Blick auf den Dom, kann man tatsächlich klettern. An der Hohenzollernbrücke befindet sich eine einzigartige Kletteranlage. Sie bietet etwa 70 Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden von III+ bis VIII- an Wänden und Überhängen. Die Nutzung der Kletteranlage ist – nach Voranmeldung – kostenlos, was sie besonders attraktiv für Jugendgruppen und Schulen macht. Die Kletterwände bestehen aus Muschelkalk und bieten ein Klettererlebnis an „Naturfels“ mitten in der Stadt. Seit 1998 wird der „Klettergarten“ vom Kölner Alpenverein mit Erlaubnis der Stadt Köln betrieben. Fun Fact: Die Hohenzollernbrücke beherbergt die einzige frei zugängliche Kletteranlage an einem historischen Baudenkmal in Deutschland.
Anfahrt: Hohenzollernbrücke, 50679 Köln

Markante Kölner Skyline: 533 Stufen führen euch zur Aussichtsplattform des Doms. Foto: Pexels

Klettern im Naturpark: Höhenfieber in der Rureifel

Für Fans des Kletterns sind die Massive aus leuchtendem Buntsandstein bei Nideggen ein echtes Paradies. Etwa 200 verschiedene Routen können in der Rureifel erklettert werden. Die im Sandstein eingelagerten Kiesel machen die senkrecht aufragenden Felsen wie Hirtzley, Effels oder die Hinkelsteine zu hervorragenden Kletterarealen, in denen Kraft und Geschicklichkeit trainiert werden können.

Zwischen 10 und 45 Meter hoch sind die Klettermassive aus weithin leuchtendem Buntsandstein und auf jeder Route geht es steil nach oben. Die aus dem Sandstein vortretenden Kiesel bieten zumeist gute, natürliche Griffe und Tritte. Hirtzley, Effels und Hinkelsteine heißen u.a. die Felsen bei Nideggen, an denen Kraft und Geschicklichkeit erprobt werden kann. Die Felsen sind sowohl Freizeitattraktionen als auch Teil eines sensiblen Lebensraumes. In dem sind beispielsweise Uhus, Mauereidechsen und Fledermäuse beheimatet. Um sie zu schützen, wird die Zahl der Aufstiege begrenzt und es gelten entsprechende Kletterregeln.
Anfahrt: Erstmal nach Nideggen fahren und sich dann entsprechend orientieren.

Beim Outdoor-Klettern immer dran denken: Hier ist auch der Lebensraum von Tieren. Foto: Adobe Stock

Felsenklettern im Pott: Der Kletterfelsen im Nordsternpark Gelsenkirchen

Die Kletteranlage der DAV-Sektion Gelsenkirchen befindet sich auf dem Gelände der Zeche Nordstern, das im Rahmen der Bundesgartenschau 1997 renaturiert wurde. Die Anlage besteht aus drei künstlichen Türmen, die von allen Seiten bekletterbar sind und eine Höhe von über 16 Metern sowie eine Oberfläche von 1.070 Quadratmetern bieten. Die Spritzbetonoberfläche ist strukturiert und verfügt über ca. 500 Inserts und über 2500 aufgeschraubte Griffe. Es gibt derzeit mehr als 80 Routen mit Schwierigkeitsgraden von III bis IX (nach UIAA). Auf dem Gelände befindet sich auch die vereinseigene Hütte, in der Getränke, Eis und Kaffee erworben werden können, wenn sie geöffnet ist.

Die Routen an den Türmen werden mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail geschraubt, regelmäßig umgestaltet und gepflegt. Gute Routen bleiben bestehen, während schlechte entfernt werden. Oft erfordern die Routen, dass die künstlichen Felsstrukturen mitgenutzt werden, was ein besonderes Klettererlebnis bietet. Für alle, die nicht so hoch hinauswollen: Im gesamten unteren Bereich der Türme ist Bouldern möglich.
Anfahrt: Am Bugapark, 45899 Gelsenkirchen

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